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Die "Gegenwart" mit ausgewählten Beiträgen

Inhaltsverzeichnis

Editorial:

Dankeschön

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn die April-Ausgabe der "Gegenwart" ausgeliefert wird, ist der Redaktionsschluss für die nächste Nummer bereits da. Das wird mir am 1. April vielleicht deutlicher bewusst werden als das viele Male vorher der Fall war, denn ich habe einen Tag zuvor meine Tätigkeit als Redakteur der "Gegenwart" wie geplant beendet.

Ich danke Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr waches Interesse an unserer Zeitschrift, für Ihre Hinweise und Kritiken. Ich danke allen, die sich in der "Gegenwart" zu Wort gemeldet haben, sei es mit einem kleinen Leserbrief oder mit einem umfänglichen Fachbeitrag. Ich danke allen, die am Entstehen dieser Zeitschrift beteiligt waren und beteiligt sind, für ihr Engagement und für die kollegiale Zusammenarbeit.

Bleiben Sie, liebe Leserinnen und Leser, der "Gegenwart" treu. Schreiben Sie fleißig weiter, liebe Autorinnen und Autoren, und führen Sie auch künftig die sachliche Gemeinsamkeit mit der Redaktion fort, liebe Kooperationspartner.

Der neuen Redakteurin der "Gegenwart", Frau Irene Klein, sowie Herrn Stefan Müller, der ihr insbesondere hinsichtlich der akustischen Umsetzung mancher Beiträge zur Seite stehen wird, wünsche ich, dass sie viel Freude an der neuen Arbeit haben und die "Gegenwart" in eine gesicherte Zukunft führen.

Als interessierter Leser werde ich der "Gegenwart" natürlich ebenfalls die Treue halten. Und dennoch wird sie mir sicher auch fehlen ...

Dr. Thomas Nicolai  

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Interview:

Er fragt mich wirklich ...

Mit der Ausgabe 2/1979 taucht zum ersten Mal der Name Thomas Nicolai als Redakteur der Zeitschrift "Die Gegenwart" im Impressum auf. Nach 333 Nummern geschieht das in der April-Ausgabe 2008 zum letzten Mal. Herr Blasius Stichling, der möglicherweise künftig in anderer Gestalt auftritt, nutzt die letzte Chance zu einem ernsthaften Interview:


Blasius Stichling: Mit knapp 29 wurden Sie Redakteur und sollten es beinahe 29 Jahre lang bleiben. Was wünschen Sie sich heute?

Thomas Nicolai: Dass ich weitere 29 Jahre bei guter Gesundheit bin und dass ich mich nur an die guten Momente des Redakteurdaseins erinnere.


Was zählt denn zu den guten Momenten?

Eine besonders interessante Ausgabe, ein gelungener eigener Beitrag, die Begegnung mit Leserinnen und Lesern sowie mit Autoren, ein "Seitenhieb" in Richtung schlechter Verbandsarbeit, eine bissige Satire, die Übernahme des Zeitschriftentitels "Die Gegenwart" (nebst Redakteur) bei der Vereinigung von Ost und West. Da sind aber auch noch etliche Broschüren zu nennen und nicht zuletzt 28 Jahrbücher.


Und was möchten Sie lieber schnell vergessen?

Kleinlichkeit, Wichtigtuerei und Selbstgefälligkeit mancher Zeitgenossen, Bürokratie, Verbandsdeutsch, Schreibtischfesseln und gelegentliche Bevormundung.


Was haben Sie sich manchmal gewünscht?

Dass es mir gelingen könnte, einfach "nur meinen Job" zu machen, ohne dabei zu viele Emotionen reinzustecken. Heute bin ich froh, dass mir dies nie gelungen ist, denn nur dadurch bin ich immer dicht bei denen geblieben, für die ich gearbeitet habe, bei den Leserinnen und Lesern.


Welche Themen haben Sie besonders gern bearbeitet?

Interessant wurde es immer, wenn es darum ging, Menschen in der Zeitschrift lebendig werden zu lassen, sei es in einer Reportage, in einem Porträt oder in einer historischen Betrachtung. Ganz bewusst habe ich auch dafür gesorgt, dass Kultur und Kunst von Vereinsnachrichten nicht erstickt werden, auch wenn das von manchen Funktionsträgern für überflüssig gehalten wurde.


Womit mussten Sie sich am meisten herumquälen?

Mit den vielen protokollarischen Berichten und gelegentlich auch mit deren Verfassern. Fachchinesisch kann eine Zeitschrift töten. Zum Glück konnte ich das verhindern.


Was würden Sie, wenn Sie heute diese Arbeit neu beginnen würden, anders anpacken?

Ich würde mich für ein Redaktionsteam stark machen, das gemeinsam mit dem Redakteur die Zeitschrift fachlich und journalistisch gestaltet. Ich würde noch mehr nach guten Autoren und Fotografen suchen. Ich würde Texte, auch wenn sie von ganz wichtigen Personen geschrieben sind, konsequenter ablehnen, wenn sie nichts taugen. Ich würde versuchen, das Blinden- und Sehbehindertenwesen als Ganzes noch besser in der Zeitschrift lebendig werden zu lassen, um den Stellenwert dieser Publikation noch zu steigern.


Was sagen Sie den Schreibern, deren Texte Sie unverzeihlich gekürzt haben, und denen, die heute noch auf einen Antwortbrief warten?

Diejenigen, die ich durch Rotstift oder Löschtaste verärgert habe, bitte ich um Entschuldigung. Strikte Kürzungen in Manuskripten habe ich in bester Absicht stets im Interesse der Leserschaft vorgenommen. Hoffentlich war es nicht allzu oft gerade der wichtigste Satz in einem Manuskript, den ich gestrichen habe. Ja, es mag auch Post unbeantwortet geblieben sein, die einer Rückmeldung bedurft hätte. Entschuldigungen dafür gibt es nicht. Das soll man künftig einfach besser machen.


Der Redakteur geht, aber bleibt  –  wenigstens ab und an  –  der Journalist Nicolai dieser Zeitschrift erhalten?

Ich hoffe, dass mir gelegentlich etwas einfällt, das in die "Gegenwart" gehört. Doch dann bin ich auf der anderen Seite und muss sicher auch gelegentlich hinnehmen, dass mein Manuskript gerade nicht in den Redaktionsplan passt oder dass es viel zu lang ist. Mal sehen, wie ich das verkrafte.


Redakteur ohne Zeitschrift  –  stecken Sie das wirklich so weg?

Ich kann jetzt nur noch das schreiben, was mir Spaß macht, was mich interessiert, was ich schon immer mal sagen wollte. Nur, ob das jemals die Öffentlichkeit erreicht, ist fraglich. Man wird sehen ...


Wie wäre es mit einem Buch?

Gute Idee, daran habe ich auch schon gedacht; muss ja nicht gleich ein Bestseller werden.


Ist schreiben alles, was Ihnen einfällt, um die viele Zeit auszufüllen?

Natürlich nicht. Ich brauche viel Bewegung, körperliche und geistige. Tandem-Fahren, Wandern, Paddeln, Joggen  –  das brauche ich, damit aus mir keine runde Sache wird. Und Lesen (Hören), das Kulturangebot von Berlin mehr nutzen, Reisen und selbst musizieren  –  darauf freue ich mich. Außerdem soll es Tandem-Hilfen  –  Projekte zur Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen in Osteuropa  –  ja auch künftig geben. Auf www.tandem-hilfen.de gibt es dazu immer die neuesten Informationen. Ich trage mich seit längerer Zeit mit dem Gedanken, eine Stiftung zu gründen, die im Sinne von Tandem-Hilfen wirksam werden und so viele Menschen ansprechen kann, die helfen wollen.

Und wenn mir nichts mehr einfallen sollte, werden sich die Enkelkinder etwas ausdenken. Aber ich fürchte, sie werden staunen, dass der Großvater keine Langeweile hat.


Was bedauern Sie am Ende Ihrer beruflichen Laufbahn?

Dass ich mich in manchen Fragen und gegenüber manchen Personen nicht konsequent durchgesetzt habe; dass ich zu oft zu leise war und dadurch Schönrednern das Feld überließ.


Was wünschen Sie der "Gegenwart" für die, sagen wir einfach nächsten 29 Jahre?

Dass ich sie  –  wie alle Leserinnen und Leser  –  voller Spannung jeden Monat erwarten kann und viel Interessantes in ihr finde. Sie wird eine neue Handschrift haben und hoffentlich noch viel mehr Leser und Hörer erreichen als heute. Ich wünsche ihr, dass die DAISY-Version starke Verbreitung findet, ohne dass die Punktschrift und die Schwarzschrift auf der Strecke bleiben. Ich wünsche mir, dass die "Gegenwart" ein Markenzeichen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe bleibt und dass alle, die künftig an ihrer Gestaltung und Verbreitung mitwirken, in erster Linie an diejenigen denken, für die die Zeitschrift gemacht wird.

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Vorgestellt:

Tandem oder Skat?

Der Startschuss ist gefallen: Am 1. April hat Irene Klein als leitende Redakteurin der "Gegenwart" die Nachfolge von Dr. Thomas Nicolai angetreten. Über die spannende Zeit des Übergangs und ihre Überlegungen, wie es weitergehen soll.

Es ist keine leichte Aufgabe: sich der neugierigen Leserschaft vorzustellen als neue Redakteurin, als diejenige, die künftig entscheiden wird, wie sich die "Gegenwart" anhört, anfühlt, wie sie aussieht. Was wollen die Leute von einem wissen? Ob man blind ist oder sehend, woher man kommt, wohin man geht? Ob man alles neu und anders machen will? Vielleicht noch, ob man Tandem fährt oder Skat spielt?

Es ist also keine leichte Aufgabe, aber sie landete gleich an einem meiner ersten Tage beim DBSV auf meinem Schreibtisch. Am 1. Februar habe ich mein neues Büro bezogen und eine Art Einzeltraining bei Herrn Dr. Thomas Nicolai begonnen. Er ist eine wandelnde Enzyklopädie des Blindenwesens. Keine Frage, die unbeantwortet bleibt, ob zu Makula-Degeneration oder Blindengeld, zu Screenreadern oder Bodenindikatoren. Kein Thema, zu dem er nicht einen Experten kennen würde  –  in der Regel auch persönlich. Zwei Monate hatten wir gemeinsam, bis Herr Dr. Nicolai Ende März in den Vorruhestand gegangen ist. Zwei Monate, in denen seine Aktenberge allmählich kleiner wurden, um sich in meinem Büro neu aufzutürmen.

Und an den meisten Akten hing gleich eine Geschichte dran  –  eine Geschichte, die ich für diese "Gegenwart" umgesetzt habe. Das heißt: recherchieren, Meinungen einholen, die Wichtigkeit des Themas beurteilen, den konkreten Bezug zur Leserschaft herstellen, selber schreiben oder einen kompetenten Autor schreiben lassen, Bilder suchen, redigieren, kürzen, längen, korrigieren. Redaktioneller Alltag  –  mit dem Unterschied, dass es für mich ein neues Thema ist und ich meine Partner in dem weitverzweigten Netzwerk des DBSV nach und nach kennen lernen muss. Aber gerade das macht journalistisches Arbeiten so spannend: immer wieder neue Themen, immer wieder neue Leute.

Nach zwei Monaten Übergangszeit ist am 1. April endgültig der Startschuss gefallen. Das neue "Gegenwart"-Team läuft, ein Dreierteam, dem außer mir noch Ilona Nicolai als erprobte Redaktionsassistentin und Stefan Müller als technischer Koordinator für das Projekt DBSV-Inform angehören. Womit wir bei den Neuerungen wären. DBSV-Inform: Viel wurde darüber berichtet, im Sommer geht es tatsächlich los. Dann werden die ersten Landesvereine die DAISY-Ausgabe der "Gegenwart" nutzen, um ihre Vereinsnachrichten zu veröffentlichen. Für die "Gegenwart" bedeutet das einerseits eine Öffnung hin zu neuen Leserschichten, andererseits eine Profilierung in Richtung überregionaler, nationaler, auch globaler Themen. Es geht darum, zwischen den Redaktionen von Dachverband und Landesvereinen ein neues Miteinander zu gestalten, damit die Leser der "Gegenwart" die ganze Vielfalt des Verbandslebens verfolgen können.

Und welche Handschrift wird die "Gegenwart" künftig tragen? Sicher wird Ihnen auffallen, dass sich schon diese Ausgabe an manchen Stellen etwas anders liest als bisher. Nicht weil es darum geht, aus Prinzip alles anders zu machen, sondern weil jeder Mensch seinen eigenen Stil hat. Und der hat nicht zuletzt damit zu tun, woher man kommt. In meinem Falle ist das der Rundfunk, genauer gesagt der Südwestrundfunk, wo ich in den vergangenen Jahren als Redakteurin für das Unternehmensmagazin zuständig war. Dort habe ich das journalistische Handwerk gelernt  –  von der Recherche über Themenplanung und -aufbereitung bis zum Texten und Redigieren. Und diese Erfahrungen möchte ich nun gerne im sozialen Sektor einsetzen.

Es wird sich also einiges ändern. Was nicht ausschließt, dass auch vieles gleich bleibt. Die "Gegenwart" wird weiterhin zuverlässig informieren über verbandspolitische Themen und die Arbeit der Fachausschüsse. Sie wird weiterhin großen Wert auf Service legen, ihre Leser durch das Dickicht der Paragraphen führen, Fragen zu Rehabilitation und Integration aufgreifen sowie Reise- und Kulturtipps geben. Und was ganz wichtig ist: Sie wird über Menschen und Projekte berichten. Denn es sind erlebte Geschichten, die am besten vermitteln, dass man nicht allein ist, dass man Hindernisse überwinden und etwas bewegen kann. So wird bereits in der nächsten Ausgabe eine neue Reihe beginnen. In Kooperation mit "Colors Magazine" werden blinde Menschen aus aller Welt porträtiert (siehe Rezension). Den Anfang macht ein junger Mann aus Brasilien, der 29 Vögel besitzt. Zu ihnen pflegt er eine besonders intensive Beziehung, denn sie haben ihm am meisten geholfen, seinen Orientierungssinn zu entwickeln.

Ziele  –  Ideen  –  Richtungen. Bleibt noch die Frage nach dem Tandem. Zugegebenermaßen habe ich noch nie auf einem solchen Zweier-Zweirad gesessen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Jedenfalls fahre ich jeden Tag durch halb Berlin mit dem Fahrrad zum DBSV. Was schon beim Vorstellungsgespräch für gewisse Verwunderung gesorgt hat.

Irene Klein 

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DBSV-Nachrichten:

Mitglieder gewinnen  –  Mitglieder halten

Dieses so wichtige Thema zieht sich seit Jahren wie ein "ROTER FADEN" durch die Arbeit des DBSV und seiner Landesverbände. Mit dem Projekt 2010 wurden vom Verbandstag im Jahr 2006 neue Maßstäbe gesetzt:

Viel wurde zum Thema Mitgliederwerbung geschrieben, vieles erarbeitet, vieles versucht und angeboten, und dennoch blieb trotz aller intensiven Bemühungen der große Erfolg aus. Im Gegenteil: Die Zahl der ordentlichen sehbehinderten und blinden Mitglieder der Landesverbände ist von 2003 bis 2008 um 2.586 gesunken. An der Altersstruktur der Mitglieder kann das nicht liegen, denn es gibt sehr wohl Landesverbände, die ihre Mitgliederzahlen halten und leicht steigern können und das, obwohl jährlich ca. zehn Prozent der Mitglieder versterben oder austreten.

Im Mai 2006 hat der Verbandstag, das höchste Gremium des DBSV, die Einsetzung einer Begleitgruppe beschlossen, in die durch das Präsidium sechs Personen aus unterschiedlichen Landesverbänden berufen wurden. Diese Begleitgruppe "AG 2010" hat den Auftrag, die Landesverbände dabei zu unterstützen, bis zum Jahre 2010, also bis zum nächsten Verbandstag des DBSV, die Zahl der Mitglieder in den Landesverbänden um zehn Prozent zu steigern.

Dieses Ziel zu erreichen, ist eine schwere Aufgabe für die Landesverbände. Erwähnt werden sollte aber auch, dass jeder Einzelne von uns mit dazu beitragen kann, betroffene Personen anzusprechen und ihnen die Vorteile einer Mitgliedschaft und die Bedeutung hoher Mitgliederzahlen für die Durchsetzung unserer Ziele zu vermitteln.

Als Anregung zur Beschreitung neuer Wege hat das Präsidium in seiner Sitzung am 25. Januar d. J. beschlossen, beispielhafte Projekte aus Mitteln des BSSH-Fonds zu fördern. (Der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe-Fonds wird aus Mitteln der ordentlichen Mitglieder des DBSV gespeist und zur Unterstützung von Projekten der DBSV-Landesvereine sowie für Gemeinschaftsprojekte, die das Zusammenwachsen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe nachhaltig fördern, verwendet.)

Insgesamt sind bis zu drei Modellvorhaben förderbar. Voraussetzung: Sie müssen deutlich unterschiedliche Schwerpunkte haben. Gefördert werden je Vorhaben bis zu 25 Prozent der Projektkosten, maximal 10.000 Euro. Voraussetzung ist im ersten Schritt eine plausible Vorhabensskizze. Im zweiten Schritt die Vorlage eines detaillierten Vorhabensplanes mit Ausgaben- und Einnahmenplan und schließlich die Zusicherung, dass abschließend eine Dokumentation zur Verfügung gestellt wird, die es anderen Landesverbänden ermöglicht, eigene Vorgehensweisen aus den Modellvorhaben abzuleiten und Anregungen für ihre Arbeit zu finden.

Interessierte Landesverbände sollten sich möglichst schon während der ersten Planungsphase an die Begleitgruppe wenden. Diese wird dann durch entsprechende Weichenstellung dafür sorgen, dass die Modellvorhaben auch wirklich unterschiedliche Schwerpunkte bekommen.

Ausschlaggebend für die Erreichung des Zieles wird auch sein, wie attraktiv unsere Angebote, ausgehend von der Kreisorganisation, der Bezirksgruppe oder dem Ortsverein für Menschen, die uns brauchen, aussehen, und wie kompetent wir auf allen Ebenen arbeiten. Davon handelt der Leitfaden des DBSV zur Mitgliedergewinnung aus dem Jahre 2004. Was und wohin wir wollen und wie wir das miteinander schaffen können, steht im Grundsatzprogramm und im Leitbild des DBSV.

Beim Verwaltungsrat Ende April d. J. in Nürnberg wird das Thema Mitgliedergewinnung auf der Tagesordnung stehen.

Ansprechpartner:
g.doubrava@dbsv.org
v.lenk@dbsv.org
h.neumann@dbsv.org

Gustav Doubrava und Helga Neumann  

 

Mit Messekompass zur SightCity

Eine lohnende Ausstellung für blinde und sehbehinderte Menschen in Frankfurt am Main.

Wie kann ich meinen verbliebenen Sehrest beim Lesen oder im Haushalt möglichst gut nutzen? Wo bekomme ich Hörbücher, spezielle Lupen, geeignete Handys, eine sprechende Waage oder Uhr? Was gibt es Neues im EDV-Bereich oder welche Schul- oder Berufsausbildung gibt es für mein Kind?

Antworten hierzu und zu vielen anderen Fragen gibt die SightCity 2008.

Seit einigen Jahren hat sich nämlich diese Messe in Frankfurt als die wichtigste Ausstellung für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland etabliert. Auch in diesem Jahr wird sie wieder an drei Tagen im Mai durchgeführt, und zwar vom 7. bis 9. Mai.

Warum ein Besuch nicht nur für EDV-Freaks zu empfehlen ist und welche neuen Angebote von der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in diesem Jahr erstmals gemacht werden, darüber sprach Rudi Ullrich, Mitglied im Präsidium des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), mit dem Geschäftsführer des DBSV, Andreas Bethke, und mit Klaus-Jürgen Schwede, dem stellv. Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen und Leiter des Bereichs Hilfsmitteltechnik der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg.


Ullrich: Herr Behtke, was macht die Bedeutung der SightCity für blinde bzw. sehbehinderte Menschen und deren Angehörige aus?

Bethke: Auf engem Raum findet man alles, was für den persönlichen und beruflichen Alltag wichtig ist. Nicht nur Hilfsmittel, sondern auch Beratungsangebote, Bibliotheken, Schul- und Berufsausbildung etc. Das Ganze sowohl für blinde aber auch für sehbehinderte Menschen.


Ullrich: Eine Messe im Hotel Sheraton am Frankfurter Flughafen. Da stellt sich natürlich die Frage: "Finde ich mich denn dort überhaupt zurecht?"

Bethke: Die Verkehrsanbindung ist ausgezeichnet, und der Abholservice, den man auch kurzfristig vor Ort bestellen kann, bringt die Besucher vom Ankunftspunkt auf dem Bahnsteig bis zum Messeeingang.


Ullrich: Herr Schwede, ist diese Messe eigentlich nur für EDV-Fachleute interessant?

Schwede: Nein, natürlich gibt es eine ganze Menge zu sehen, was mit Computern und elektronischen Hilfsmitteln zu tun hat, aber genau so werden die Hilfsmittel für den täglichen Bedarf gezeigt. Stichworte sind hier DAISY, also das neue Hörbuchformat, Diktiergeräte oder auch spezielle Geldbörsen, Spiele, Uhren etc.  –  eben die gesamte Palette von Hilfsmitteln.


Ullrich: Herr Bethke, diesmal gibt es während der Messe ein ganz neues Angebot der Selbsthilfe, den "Messekompass" und "Bei uns nachgefragt". Warum engagiert sich die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe noch stärker als in der Vergangenheit?

Bethke: Wir möchten, dass Menschen zur SightCity kommen, die sich das bisher nicht zugetraut haben. Wir möchten, dass alle Besucher die wirklich große Informations- und Beratungskompetenz der Selbsthilfe erleben können. Und wir möchten möglichst viele Menschen mit DAISY zusammenbringen.


Ullrich: Herr Schwede, was kann ich mir unter dem Angebot "Messekompass" vorstellen?

Schwede: Wir möchten vor allem den Besuchern, die vielleicht zum ersten Mal auf der Messe sind, bzw. denen, die sich noch nicht so gut auskennen, eine Orientierungshilfe geben. Welche Anbieter haben besondere Schwerpunkte? Wer hat eher Hilfsmittel für Blinde, wer für Sehbehinderte? Wo bekomme ich auch Infos zu Bildungs- oder Reha-Angeboten. Was ist eigentlich dieses "DAISY" etc.? Wie gesagt, unser Ziel ist es auch, Menschen zum Besuch der Messe zu ermuntern, die es sich bisher nicht zugetraut haben. Deshalb werden wir von Seiten des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen im Eingangsbereich durch eigenes Personal helfen, den Standort des "Messekompasses" und von "Bei uns nachgefragt" leichter zu finden.


Ullrich: Und was ist "Bei uns nachgefragt" genau?

Schwede: Nachdem sich die Besucher auf der Messe orientiert haben, entstehen oft Fragen. Gerade bei Menschen, deren Sehverschlechterung oder Erblindung erst kürzlich eingetreten ist. Hier wollen wir neutraler Ansprechpartner sein. Die Besucher können so die gewonnenen Informationen vertiefen und erhalten Hinweise zum weiteren Vorgehen. Am Stand wird deshalb jeweils ein blinder und ein sehbehinderter Experte oder eine Expertin für Rückfragen bereit stehen. Einschränkend muss man allerdings sagen, dass dieses Angebot natürlich kein Ersatz für eine ausführliche EDV- oder Hilfsmittelberatung sein kann.


Ullrich: Zurzeit ist DAISY in aller Munde. Die Informationen dazu sollen auch bei diesem Anlass möglichst breit gestreut werden. Was ist da genau geplant?

Bethke: DAISY soll ja nicht nur in aller Munde, sondern auch in aller Ohren sein. Ab 2010 gibt es keine Kassettenbücher von Hörbüchereien und wahrscheinlich auch keine Kassettenzeitschriften mehr. Wir wollen darüber informieren, dass dies kein Verlust, sondern ein Gewinn ist. Die Anzahl und die Vielfalt der Hörmedien werden durch DAISY doch um ein Vielfaches gesteigert. Davon werden ganz besonders auch die Mitglieder der Blinden- und Sehbehindertenvereine profitieren. Diese Informationen wollen wir mit einem Gewinnspiel rund um DAISY verbinden. Es gibt sehr attraktive Preise, und jeder Besucher kann mitmachen. Teilnahmekarten gibt es an unserem Stand und natürlich bei unseren Veranstaltungen während der Messe. Am letzten Messetag werden dann die Gewinner gezogen.


Ullrich: Das klingt ja wirklich spannend. Herr Bethke, zum Schluss vielleicht noch einmal in einem Satz. Wer sollte zur SigthCity gehen und warum?

Bethke: Jeder, egal welchen Alters und egal, ob blind oder sehbehindert. Nirgends bekommt man so schnell und kompetent den Überblick. Unser neues Angebot wird da hoffentlich noch zusätzlich helfen.

Hier noch einmal die Fakten im Überblick:


(Das Gespräch führte Rudi Ullrich; DAISY- und Kassetten-Version im Originalton.)


Kurzmeldungen

Diabetesbeauftragte trafen sich

Die Zahl der Menschen, die infolge ihres Diabetes in Deutschland erblinden, steigt stetig an. Diese Tatsache war für die Diabetesbeauftragten der Landesvereine des DBSV und weitere sehr engagierte blinde Diabetiker aus den Landesvereinen am ersten Märzwochenende Veranlassung, intensiv über neue, der Zeit angemessene Formen ihres sehr spezifischen Wirkens innerhalb und außerhalb der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe nachzudenken. Das Brainstorming ließ vorerst gedanklich neue Ansätze und Arbeitsformen für die immer wichtiger werdende Beratung Betroffener entstehen, die allerdings nur flächendeckend mit Unterstützung aller Landesvereine Erfolg versprechend realisierbar sein werden. Die Ergebnisse dieses arbeitsreichen Wochenendes werden von der DBSV-Bundesbeauftragten für Diabetesfragen, Frau Diana Droßel, auf der kommenden Verwaltungsratssitzung in Nürnberg vorgetragen und erläutert. Sie verbindet ihr Statement auch mit der Hoffnung auf mehr Unterstützung auf allen Verbandsebenen, um dieser Herausforderung besser begegnen und wirksame Hilfe für Betroffene anbieten zu können.

Hans-Karl Peter  

Neuwahlen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband

Am 4. März wurde Frau Heidi Merk zur neuen Vorsitzenden des PARITÄTISCHEN Gesamtverbandes gewählt. Frau Merk (Juristin, Jahrgang 1945) war von 1990 bis 1998 Niedersächsische Justizministerin und danach bis 2000 Arbeits-, Sozial- und Gesundheitsministerin in Niedersachsen.

Für die nächsten vier Jahre neu gewählt wurde auch der Verbandsrat des DPWV. Neben den Vorsitzenden der 15 Landesverbände wurden 15 Vertreter aus den überregionalen Mitgliedsverbänden in den Verbandsrat gewählt. Für den DBSV ist nun Renate Reymann in diesem Gremium vertreten, und die "Gegenwart" gratuliert der Präsidentin zur Wahl.

"Ich möchte mit diesem ehrenamtlichen Engagement das behindertenpolitische Profil des PARITÄTERS aus der Perspektive der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe aktiv mitgestalten", so Renate Reymann gegenüber der "Gegenwart".

Lesewettbewerb

Am 23. April lesen blinde Schüler Braille um die Wette. Der DBSV-Punktschriftlesewettbewerb findet in Marburg am Rande der Tagung der Leiter von Bildungseinrichtungen für Blinde und Sehbehinderte statt.

Für die Altersgruppen 5. bis 6. Schuljahr und 7. bis 10. Schuljahr haben sich bisher je sechs Schülerinnen und Schüler in ihren Bundesländern qualifiziert. Auf die Sieger, die am Abend des 23. April im Marburger Rathaus ermittelt werden, warten attraktive Preise: Neben spannenden Jugendbüchern in Punktschrift gibt es den Braille-Organizer Pronto von Baum Retec und den Buchwurm von Handy Tech, die von den Firmen zur Verfügung gestellt werden.

Nähere Infos zum Wettbewerb gibt
DBSV-Sozialreferent Reiner Delgado
Tel.: (0 30) 28 53 87-240
Mail: r.delgado@dbsv.org .

Reiner Delgado  

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Woche des Sehens

Startklar für 2008!

Die Woche des Sehens findet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal statt. Vom 09. bis zum 15. Oktober soll die breite Öffentlichkeit unter dem bekannten Motto "Blindheit verstehen, Blindheit verhüten" erneut für die Belange der blinden und sehbehinderten Menschen sensibilisiert werden.

Der Themenschwerpunkt 2008

Bei allen Partnern im Mittelpunkt stehen in diesem Jahr blinde und sehbehinderte Kinder. Die Selbsthilfe fokussiert das Thema auf das Recht auf Chancengleichheit der betroffenen Kinder in der Bildung. Gefordert werden u.a. die Einführung von Qualitätsstandards sowie die Verbesserung der Förderung.

Fallbeispiele gesucht!

Wir suchen blinde oder sehbehinderte Kinder, die zur Zeit integriert oder in Sonderschulen unterrichtet werden bzw. ihre Eltern, für Interviews. Was können sie über ihre Ausbildung berichten? Wie werden sie gefördert? Was muss verbessert/verändert werden? Wie sieht es mit der Chancengleichheit aus?  –  das sind nur einige Fragen, die einer Antwort bedürfen. Melden Sie sich möglichst bald bei mir. Die Kontaktdaten finden Sie am Ende des Artikels.

Ihre Aktionen im Jahr 2008

Haben Sie schon eine Veranstaltungsidee? Werden Sie aktiv und gestalten Sie die Woche des Sehens mit! Es gibt viele Möglichkeiten einer aktiven Teilnahme. Vom Informationsstand über Fühl- und Tastgänge bis hin zu Hörfilm, Musik- und Theateraufführungen, Hilfsmittelausstellungen und Fahrradtouren sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Gern unterstütze ich Sie mit Ideen und Vorschlägen.

Wieder Förderung ab zwei Partnern möglich

Wie im letzten Jahr gibt es auch 2008 wieder die Möglichkeit der Förderung einer Veranstaltung beim Zusammenschluss von bereits zwei Partnern der Woche des Sehens. Beantragt werden kann ein Zuschuss von bis zu 300 Euro.

Je mehr Partner eine Aktion durchführen, um so besser. Der Arbeits- und Personalaufwand verteilt sich unter den Partnern, die Veranstaltung kann größer und aufwändiger werden und somit eine breitere Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit in den Medien erreicht werden. Zudem ist das gemeinsame Auftreten der Woche-des-Sehens-Partner bei Veranstaltungen und in den Medien ein ausdrücklich erklärtes Ziel der Kampagne.

Eine Aufstellung der Förderrichtlinien erhalten Sie auf Anfrage ab Mitte April im Koordinationsbüro der Woche des Sehens.

Ich freue mich, auch in diesem Jahr die Woche des Sehens wieder mit Ihnen zu gestalten. Gern stehe ich als Projektkoordinatorin für Informationen, Fragen und die Unterstützung bei der Organisation von Veranstaltungen zur Verfügung.

Persönlich erreichen Sie mich von Montag bis Mittwoch und freitags am besten in der Zeit von 11 bis 16 Uhr unter

Tel.: (0 30) 28 53 87-280 (Achtung, neue Durchwahl)
E-Mail: p.west@woche-des-sehens.de
Internet: www.woche-des-sehens.de

Petti West 

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In Kürze:

Medizin und Rehabilitation

Vorsorge für die Augen

Am 7. April ist Weltgesundheitstag. In diesem Jahr stellt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Zusammenhang von Klima und Gesundheit in den Vordergrund. Besonders in den armen Ländern der Welt haben klimatische Veränderungen gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit. Bei der Erblindung durch Katarakt (Grauer Star) zum Beispiel gilt UV-Strahlung als wichtiger Risikofaktor.

Zum diesjährigen Weltgesundheitstag betont der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) die Notwendigkeit konsequenter Vorsorgeuntersuchungen  –  gerade bei den drei am weitesten verbreiteten Augenerkrankungen: Glaukom (Grüner Star), Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) und Diabetische Retinopathie. Je früher diese Krankheiten erkannt werden, desto wirksamer sind die Therapien. Zur Glaukomvorsorge empfiehlt der BVA ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Untersuchungen. Ab dem 60. Lebensjahr ist es sinnvoll, die Glaukom- mit der AMD-Vorsorgeuntersuchung zu kombinieren. Allerdings müssen die Kosten für diese beiden Angebote von den Patienten selbst getragen werden. Diabetiker, bei denen noch keine Anzeichen für eine Diabetische Retinopathie festgestellt wurden, sollten einmal im Jahr zum Augenarzt gehen. Diese Untersuchung ist eine Kassenleistung.

www.augeninfo.de

Miteinander Leben 2008

Rehabilitation  –  Pflege  –  Mobilität: Das sind die großen Themen der Messe "Miteinander Leben", die vom 25. bis 27. April jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr in Berlin stattfindet. Im Mittelpunkt stehen Produkte und Dienstleistungen, die für Senioren und Menschen mit einer Behinderung oder Einschränkung wichtig sind. Ob es um Gesundheit oder Prävention geht, um Barrierefreiheit, berufliche Teilhabe oder Reise- und Freizeitangebote: Die Messebesucher erwartet ein breites Spektrum an Informationen. Neben namhaften Herstellern aus dem In- und Ausland und wichtigen Fachhändlern sind auch zahlreiche Selbsthilfevereine vertreten, darunter der ABSV, der seine Leistungen speziell für blinde und sehbehinderte Menschen in Berlin vorstellt.

www.expotecgmbh.de

Freizeit

Knochen und Felle zum Anfassen

Das Zoologische Museum der Universität Hamburg bietet blinden und sehbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit, die Vielfalt der Tierwelt zu entdecken. Tiger, Bären, riesige Walskelette, Reptilien und viele einheimische Vögel und Säugetiere lassen sich auf 2000 Quadratmetern bewundern. Präparierte Tiere sowie Knochen, Felle und Häute, Schalen von Muscheln und Schnecken können auch angefasst werden. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr.

Nähere Informationen bei
Dr. Jakob Hallermann
Tel.: (0 40) 4 28 38 22 83
www.biologie.uni-hamburg.de/zim/schaumuseum/sammlung.html

"Haus Hubertus": Termine 2008


Sommerangebot in der Zeit vom 23.06. bis 12.07.: 14 Übernachtungen buchen, aber nur 13 zahlen.

Nähere Informationen sowie das vollständige Veranstaltungsprogramm bei der
AURA-Pension "Haus Hubertus"
Tel.: (0 26 80) 95 10-0
E-Mail: aura-muendersbach@bsbh.org

Frau Luna

Eine Operette mit "Beschreibung im Ohr": Das hat es noch nicht gegeben. Mit Paul Linckes "Frau Luna" präsentieren Hörfilm e.V. und das Theater Heidelberg am 26. April erstmalig in Deutschland eine Musiktheater-Produktion mit Audiodeskription. Während der Sprech- und Gesangspausen werden per Kopfhörer speziell für blinde und sehbehinderte Besucher live gesprochene Erläuterungen übertragen. Anlässlich dieser Premiere wurde ein umfangreiches Rahmenprogramm zusammengestellt, das einlädt, die Stadt Heidelberg mit allen Sinnen zu erkunden.

Da die Zahl der Kopfhörer begrenzt ist, reservieren Sie bitte frühzeitig Ihre Karten unter dem

Stichwort "Hörtheater" bei der
Theaterkasse
Tel.: (0 62 21) 5 82 00 00.

Weitere Informationen zum Hörtheater und zum Rahmenprogramm bei
Anke Nicolai
Projektleiterin von Hörfilm e.V.
Tel.: (01 76) 22 98 87 03
E-Mail: a.nicolai@hoerfilmev.de

Wellness und Weltmusik

Die Reihe "BVN-Kultur" ist immer gut für Überraschungen. Am 27. April zum Beispiel finden die "BVN-Beauties" statt. "Dann soll ein ganzer Tag, nicht nur für sehbehinderte Frauen, im Zeichen von Wellness und Schönheit stehen", kündigt Werner Schlager, Kulturbeauftragter des BVN, an. Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Veranstaltungsprogramms verspricht das "Whitestock  –  Weltmusikfestival" am 23. August im Sinnesgarten des BVN in Hannover-Kirchrode zu werden. Neben dem blinden Rockmusiker und Songwriter Rainer Husel und seiner Band "oberback" aus Marburg sieht es so aus, als könnte ein Topact der Irischen Folkmusic für das Festival gewonnen werden.

Mit seiner Reihe "BVN-Kultur" erreicht der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen (BVN) nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen, sondern auch ein breites Publikum außerhalb der Blindenselbsthilfe. Integriert in die erfolgreiche Veranstaltungsreihe ist ein Patientenforum, das zentrale Gesundheitsthemen aufgreift.

Das aktuelle Programm und weitere Informationen bei
Harald Stegmann,
Tel.: (05 11) 5 01  –  2 24.

Frühlingsklänge an der Ostsee

Mit seinem neuen Frühlingsprogramm tritt das DBSV-Kulturensemble unter der Leitung von Reinhard Tschache gleich zweimal an der Ostsee auf: am 30. April um 16 Uhr in Timmendorfer Strand und am 1. Mai um 10.30 Uhr in Boltenhagen. Gemeinsam mit Instrumentalisten bringt der gemischte Chor Werke von Purcell, Haydn, Ausschnitte aus Orffs "Carmina Burana" und spritzige Kanons zu Gehör. Das Konzert im AURA-Hotel Seeschlösschen Boltenhagen findet im Rahmen eines Tages der offenen Tür statt.

Weitere Informationen bei den
AURA-Hotels in Timmendorfer Strand
Tel.: (0 45 03) 6 00 20
www.aura-timmendorf.de

und in

Boltenhagen
Tel.: (03 88 25) 37 00
www.ostseeperlen.de

Villa Rochsburg: Tag der offenen Tür

Zu einem Tag der offenen Tür lädt die Villa Rochsburg  –  Erholungs- und Begegnungsstätte des Blinden- und Sehbehinderten-Verbands Sachsen  –  am 31. Mai ins sächsische Muldental ein. Wer interessiert ist, kann sich an diesem Tag über die Jugendstilvilla und ihre Angebote informieren und sich obendrein auch noch an einem bunten Programm mit Überraschungen erfreuen. Gruppenbesuche sollten dem Villateam angekündigt werden. Außerdem bietet die Villa Rochsburg noch freie Plätze für folgende Veranstaltungen an: "Eine Woche voll Musik" vom 19. bis 26. Mai und "Single-Treffen" vom 26. bis 29. Juni.

Weitere Informationen und Anmeldungen bei der
"Villa Rochsburg"
Tel.: (03 73 83) 8 38 00
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de
www.villa-rochsburg.de

Samba-Trommelworkshop

In Kooperation mit dem musikalischen Zentrum für blinde und sehbehinderte Menschen "Hör mal" bietet der Veranstalter "anders-sehn" vom 12. bis 15. Juni im Haus Storchennest, Radeberg, einen Samba-Trommelworkshop an. Die mitreißenden Rhythmen spiegeln brasilianische Lebensfreude wider. Gemeinsames Trommeln, Einblick in die Kultur Brasiliens, ein Grillabend, eine Gartenführung und eine Unterkunft inmitten des einzigartigen Duft- und Tastgartens bei Dresden versprechen Genuss für alle Sinne. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Instrumente werden gestellt.

Nähere Informationen und Anmeldung unter
Tel.: (0 64 21) 16 50 90 oder
E-Mail: anders-sehn@web.de

Von Indien bis Armstrong

"Deutschland, Europa und die Welt im 21. Jahrhundert", so lautet der Titel der diesjährigen Bildungs-Freizeit für Blinde und Sehbehinderte, die vom 29. Juni bis 4. Juli in der Akademie Biggesee in Attendorn stattfindet. Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Themen: "Indien als kommende Wirtschaftsmacht", "Die Europäische Union vor dem Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon", "Probleme mit dem demokratischen System in Deutschland", "Die Geschichte des Schlagers in den 1930er und 1940er Jahren" und die "Biografie von Louis Armstrong".

Die Akademie Biggesee ist eine vom Westfälischen Blinden- und Sehbehindertenverein als besonders blindenfreundlich ausgezeichnete Einrichtung, die seit mehr als 30 Jahren politische Bildungsveranstaltungen durchführt.

Weitere Informationen und Anmeldungen bei der
Akademie Biggesee
Tel.: (0 27 22) 70 90
E-Mail: info@akademie-biggesee.de

Natursport mit VisionOutdoor

Der Name ist neu, das Konzept das gleiche. Es geht um natursportliche Aktivitäten. Allerdings richtet sich das Programm von "VisionOutdoor" künftig explizit an blinde und sehbehinderte Menschen. Menschen, die Spaß daran haben, die Natur aktiv zu erleben.

Vom 2. bis 5. Oktober findet in der Region Saale-Unstrut ein Weinwochenende statt. Im Rahmen eines Weinseminars und einer Weinprobe lässt sich viel über die Geschichte, verschiedene Rebsorten und die Herstellung von Wein erfahren. Tagsüber lädt die vielfältige Landschaft zu gemütlichen Wanderungen ein. Außerdem ist eine Führung über einen Weinberg und durch einen Weinkeller vorgesehen.

Für alle, die Fernweh haben, ist eine 14-tägige Reise nach Südafrika in Planung, die im Februar/März 2009 stattfinden soll.

Weitere Informationen schon jetzt bei
VisionOutdoor e.V.
Tel.: (05 21) 3 99 81 82
E-Mail: info@visionoutdoor.de
www.visionoutdoor.de

Medien

Neues Magazin für berufliche Teilhabe

Seit März gibt es eine neue Zeitschrift, die sich mit den Themenfeldern der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit Behinderung beschäftigt. Ihr Titel: "Auf Kurs  –  Magazin für berufliche Teilhabe". Die Redaktion will Beispiele "guter Praxis" im Arbeitsbereich und der beruflichen Bildung aufspüren und neue Entwicklungen vorstellen. In original recherchierten Reportagen wird ebenso aus den Werkstätten für behinderte Menschen wie aus Integrationsfirmen und -fachdiensten berichtet.

Themen der ersten Ausgabe sind unter anderem das "Lerninselkonzept in der beruflichen Bildung", das die Isar-Würm-Lech-Werkstätten in München entwickelt haben, das "Rundum-glücklich-Paket" für Hochzeitspaare der Union sozialer Einrichtungen in Berlin sowie die erfolgreichen Aktivitäten der Hamburger Arbeitsassistenz bei der Vermittlung von Menschen mit Lernschwierigkeiten in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.

Herausgeber ist der
Verlag 53 º NORD, eine Tochter der Hamburger Elbe-Werkstätten
Tel.: (0 40) 4 14 37 59  –  87
E-Mail: Verlag@53grad-nord.com
www.53grad-nord.com

Radio zum Nachhören

"Podcast  –  Radio zum Nachhören" enthält die besten Sendungen aus dem Programm des Bayerischen Rundfunks, übersichtlich zusammengestellt auf einer DAISY-CD. Die Probeausgabe präsentiert neben interessanten Sendungen über das Kaffeehaus Dallmayr, Seniorenkriminalität und die Kunst des Lachens mehr als sechs Stunden an aktuellen Beiträgen aus Politik, Kultur, Wissen, Unterhaltung und Religion. Ab Mai erscheint "Podcast  –  Radio zum Nachhören" regelmäßig alle zwei Wochen.

Kostenlose Probeausgabe beim
BIT-Zentrum
Tel.: (0 89) 5 59 88  –  136 oder -144
E-Mail: bit@bbsb.org

Service für Bücherwürmer

Auf der Homepage der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen können interessierte Leser künftig auch aus 40.000 Büchern in Blindenschrift ihre Auswahl treffen. Zusammen mit den 60.000 Hörbuchtiteln ist damit die Suche über fast alle Bestände der Mitgliedseinrichtungen von MEDIBUS möglich. Das Suchergebnis kann gespeichert und auf Wunsch bei den entsprechenden Bibliotheken bestellt werden. "Wer kein Internet nutzen kann oder möchte, kann auch bei seiner Bücherei anrufen", erklärt MEDIBUS-Vorsitzende Elke Dittmer. "Das neue Internetangebot steht den dortigen Mitarbeitern zur Verfügung und verbessert somit die Serviceleistungen für alle Nutzer."

www.medibus.info

VzFB-Buchtipp

"Tu was du willst": So lautet die Inschrift auf dem Symbol der unumschränkten Herrschaftsgewalt in Phantasien. Doch was dieser Satz wirklich bedeutet, erfährt Bastian erst nach langem, mühevollem Suchen. Fast verliert er sich im grenzenlosen Reich der Phantasie, aber am Ende kehrt er zurück und macht beide Welten gesund: das Märchenreich und seine Wirklichkeit. "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende ist ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur, wird aber auch von Erwachsenen gern gelesen.

Nähere Informationen beim
VzFB
Tel.: (05 11) 9 54 65  –  32
www.vzfb.de

Bildung und Beruf

200 Jahre Blindenbildung  –  und dann?

Zum Thema Bildung blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendlicher in Berlin veranstaltet das Deutsche Blinden-Museum am 16. April einen Diskussionsabend. Friederike Beyer, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Blinden-Museums, spricht mit profilierten Vertretern aus den Blinden- und Sehbehindertenschulen sowie aus dem ambulanten Bereich. Es besteht nicht nur die Möglichkeit, sondern die ausdrückliche Bitte, Bemerkungen und Fragen zu äußern. Es ist wichtig, das Thema in seinen Facetten und Widersprüchen auszuleuchten, denn es war mit Sicherheit kein sprachlicher Ausrutscher, als im Jahr 2006 anlässlich des 200. Jahrestages der Blindenbildung in Deutschland deren Ende anklang. Im Anschluss an die Diskussion findet die Jahresversammlung vom Förderverein des Deutschen Blinden-Museums statt, zu der alle Besucher des Diskussionsabends eingeladen sind.

Der Diskussionsabend und die Mitgliederversammlung des FVDBM finden am 16. April um 18 Uhr in

Berlin-Steglitz
in der Aula der Johann-August-Zeune-Schule
Rothenburgstr. 14

statt.

Taubblindenpädagogik

Am 4. April beginnt der erste Fortbildungskurs "Förderung von Menschen mit Hörsehbehinderung/Taubblindheit" der Johann Wilhelm Klein-Akademie.

Weitere Informationen und Anmeldungen bei
Stefan Hetzel
Tel.: (09 31) 2 30 09  –  23 94
E-Mail: info@jwk-akademie.de
www.jwk-akademie.de

40 Jahre Ausbildung blinder Programmierer

Am 7. Juli findet in der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) eine Festveranstaltung zum 40. Jubiläum der Ausbildung blinder Programmierer in Sachsen statt. Der Grundstein für die Ausbildung zum Fachinformatiker, damals "Facharbeiter für elektronische Datenverarbeitung  –  Spezialisierungsrichtung Programmierung", wurde 1968 in Leipzig gelegt. Die Punktschriftexperten der DZB fanden in den Mitarbeitern des Leipziger Rechenzentrums kompetente Kooperationspartner, die sich für den Aufbau dieses völlig neuen Tätigkeitsfeldes blinder und stark sehbehinderter Menschen engagierten. Die Lebensläufe der Absolventen der 1969 an das Rehabilitations-Zentrum für Blinde in Karl-Marx-Stadt verlegten Ausbildung zeigen, welches Potenzial in diesen anfänglichen Schritten lag. Vier Jahre nach den ersten Leipziger Aktivitäten wurde in der ehemaligen BRD in Heidelberg mit der Ausbildung blinder EDV-Fachkräfte begonnen. "Heute ist der Zugang zu Computern zur Selbstverständlichkeit geworden und die Ausbildung im IT-Sektor bietet immer noch gute Berufschancen", sagt Heiko Folkerts, Sprecher der Berufsfachgruppe Informationstechnologien des DBSV.

Die Organisatoren der Festveranstaltung laden interessierte Mitstreiter der letzten 40 Jahre ein, das Engagement der Akteure der ersten Stunde zu würdigen und die heutigen Chancen in diesem Berufsfeld auszuleuchten.

Bei Interesse melden Sie sich bitte bis zum 30. April in der
DZB
E-Mail: programmiererausbildung@dzb.de

Jugendmesse "respect our future" 2008

Vom 12. bis 14. Juni findet die Jugendmesse "respect our future" der Aktion Mensch im Landschaftspark Duisburg-Nord statt. Es dreht sich alles um junge Menschen und ihre Themen: zum Beispiel Kreativität, Beruf, Mode, Identität, Politik, Medien, Umwelt und Musik. Die Jugendmesse ist durchgängig rollstuhlgerecht und die Workshopräume sind mit Höranlagen ausgestattet. Außerdem weist ein Sehbehindertenleitsystem den Weg über die Messe, Gebärden-Sprachdolmetscher übersetzen von Lautsprache in deutsche Gebärdensprache und es wird Messeprogramme in Braille-Schrift geben.

Weiter Informationen erhalten Sie unter
www.respect.de/Jugendmesse

in der Rubrik Presse.

Berichtigung

Im "Schaufenster" (GW 03/08) wurden die Preise für Speicherkarten zum Victor Reader Stream durch automatische Korrekturen falsch angegeben.
Richtig ist: 25 bis 30 bzw. 40 bis 50 Euro.

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Rechtsauskunft:

Was wird aus der "Blindensendung"?

EU-Parlament beschließt Postrichtlinie in 2. Lesung ohne rechtliche Schutzbestimmungen für die Blindensendung.

Über zwei Jahre hatte der DBSV gemeinsam mit den europäischen Blinden- und Sehbehindertenorganisationen um die rechtliche Verankerung der Blindensendung auf europäischer Ebene gerungen. Am 31. Januar 2008 einigten sich EU-Parlament und Rat in 2. Lesung auf ein Kompromisspapier, das die endgültige Abschaffung des Briefmonopols spätestens ab dem Jahre 2011, die Gewährleistung der flächendeckenden Versorgung mit Postdiensten, die Einhaltung der Vorschriften des Tarif- und Arbeitsrechtes bei der Erbringung von Postdienstleistungen und anderes mehr vorsieht. Rechtliche Schutzbestimmungen für die Blindensendung, die die in 1. Lesung vereinbarte Fassung des Gesetzes noch als Auftrag an die Mitgliedsstaaten vorgeschrieben hatte, finden sich in dem jetzt verabschiedeten Text nirgendwo. Lediglich Art. 12 sieht die Möglichkeit vor, dass die Mitgliedsstaaten "... kostenlose Postdienstleistungen für Blinde und Sehbehinderte aufrechterhalten oder einführen können."

Im Vorfeld der Abstimmung am 31. Januar hatten die EU-Abgeordneten Richard Howitt und Udo Bullmann noch zwei Änderungsanträge eingebracht, die sich dafür aussprachen, die Blindensendung ins Pflichtenheft der Mitgliedsstaaten zu schreiben. Beide Anträge fanden jedoch die in der 2. Lesung erforderliche absolute Mehrheit von 393 Stimmen nicht. Das ist bedauerlich, zumal die europäischen Blinden- und Sehbehindertenorganisationen sich bis zur letzten Minute durch schriftliche Eingaben, in Telefonaten und persönlichen Gesprächen mit EU-Abgeordneten intensiv darum bemüht hatten, die erforderliche Stimmenzahl zustande zu bringen. Dass dies misslang, lag nach Einschätzung von Beobachtern der Europäischen Blindenunion nicht zuletzt an den unfairen und emotionalisierenden Äußerungen der Antragsgegner in der Debatte am Vortag der Abstimmung. Mit merkwürdigen Argumenten hatten sich diese gegen die eingebrachten Änderungsanträge ausgesprochen. Die Portofreiheit der Blindensendung sei nicht einzusehen, weil Rollstuhlfahrer schließlich auch für ihre Briefsendungen zahlen müssten. Und: Die Abschaffung der Blindensendung sei zumutbar, zumal blinde und sehbehinderte Menschen nicht gerade von Armut bedroht seien. Gegen solch unerträgliche Ignoranz und Arroganz hatte DBSV-Präsidentin Renate Reymann in einem Schreiben protestiert und festgestellt: "Während das erste Argument von geringer Sachkenntnis in Bezug auf die Vielfalt der Bedürfnisse der verschiedenen Behindertengruppen zeugt, müssen wir uns in aller Entschiedenheit gegen die im zweiten Argument insinuierte Überversorgung blinder Menschen wenden. Nach Erkenntnissen von Studien der Europäischen Union gehören behinderte Menschen schon wegen der häufig unvollständigen Erwerbsbiografien zu den einkommensschwächeren Gruppen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union." Und Reymann weiter: "Zudem geht es bei den Regelungen, die mit den Änderungsanträgen 18 und 19 angestrebt werden, gar nicht um die persönliche Korrespondenz Blinder, sondern vor allem um die Arbeit und Existenz der Blindenbibliotheken und damit um den Zugang zu Informationen für Blinde und Sehbehinderte und ihre Teilhabe an der Kultur. Um Grundwerte der Europäischen Union also, die in ihrer Sozialcharta zum Ausdruck kommen und die in der UN-Konvention der Rechte und Würde behinderter Menschen verankert sind, die von der EU unterzeichnet wurde."

Was folgt hieraus für die Zukunft der Blindensendung in Deutschland? Die Mitgliedsstaaten haben in der gesamten Richtlinie bei der Organisation ihrer Postdienste einen großen Gestaltungsspielraum. Sie schreibt weder vor, dass es derartige Dienste geben muss, noch verbietet oder schränkt sie diese ein. Mehr noch: die Richtlinie empfiehlt, dass die Abschaffung des Postmonopols nicht zum Nachteil blinder Menschen geraten darf. Einen rechtlichen Bestandsschutz gab und gibt es in Deutschland für die Blindensendung indessen nicht. Die Blindensendung war seit ihrer Einführung im Jahre 1956 stets eine freiwillige Leistung der Deutschen Bundespost, die nach der Privatisierung von der Deutschen Post AG übernommen wurde. Mit der vollständigen Öffnung der Postmärkte ab 2011 wird sich die Konkurrenz im Postmarkt jedoch voraussichtlich weiter verschärfen. Neue Postdienstleister werden auf den Markt drängen und den Zwang, möglichst wirtschaftlich und kostengünstig zu arbeiten, auch für die Deutsche Post AG verstärken. Dies könnte dazu führen, dass in absehbarer Zeit die Blindensendung zur Disposition steht.

In dieser Situation erwartet der DBSV jetzt von der Politik, dass sie die Empfehlungen der Postrichtlinie aufgreift und die Forderung des DBSV nach Erhalt der Blindensendung gegenüber der Wirtschaft nachhaltig unterstützt. Besonders gefordert sieht der DBSV hier nun auch Bundeswirtschaftsminister Glos, dessen Parteikollege auf europäischer Ebene MdEP Ferber blinde Menschen so hat im Regen stehen lassen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gibt es derzeit beim Marktführer Deutsche Post AG keine Pläne, die entgeltfreie Beförderung von nationalen und internationalen Blindensendungen bei Briefen und Paketen bis 7 kg abzuschaffen. Der DBSV wird sich dafür einsetzen, dass dies auch so bleibt.

Hans Kaltwasser  

Blindengeld ist tabu für die Sozialhilfe

Blindengeld darf angespart werden, um größere blindenspezifische Anschaffungen zu tätigen. Das urteilten kürzlich laut einer Pressemitteilung die Bundessozialrichter. Das Bundessozialgericht in Kassel befand, dass das aus dem monatlich gezahlten Landesblindengeld angesparte Vermögen nicht bei der Hilfe zum Lebensunterhalt seitens des Sozialhilfeträgers berücksichtigt werden darf (BSG, Urteil vom 11. Dezember 2007  –  B 8/9b SO 20/06 R).

Für Empfänger von Blindenhilfe kann die Sache allerdings anders aussehen. Wenn sie mit dem Ersparten die Vermögensgrenze überschritten, verlören sie den Anspruch, erläutert DBSV-Rechtsreferent Thomas Drerup.

Literatur zum "Blindenrecht"

In der Schriftenreihe "Rechtsberatung für blinde und sehbehinderte Menschen" stellen Dr. Herbert Demmel und Karl Thomas Drerup die rechtlichen Auswirkungen von Blindheit und Sehbehinderung dar.

Kürzlich erschien Heft 06 mit dem Titel "Blindengeld  –  Sehbehindertengeld  –  Leistungen bei Pflegebedürftigkeit".

In zwölf Kapiteln vermitteln die Autoren einen Überblick über die Leistungen, die geschichtliche Entwicklung, die Zweckbestimmung und die Leistungsvoraussetzungen. Sie legen dar, wie Blinden- und Sehbehindertengeld in Beziehung zu anderen Leistungen steht, inwieweit Dritte Zugriff darauf haben können und wie Erstattungen unter Sozialleistungsträgern und anderen Verpflichteten geregelt sind.

Das Heft 06 kann wie die bereits erschienenen Hefte 01 bis 05 der Schriftenreihe kostenlos von der Homepage des DBSV www.dbsv.org heruntergeladen werden. Eine gedruckte Ausgabe dieser eher an Experten gerichteten Schrift ist nicht vorgesehen.

Verständliche Informationen für jedermann gibt es in der bewährten Broschüre "Ratgeber Recht", die jetzt überarbeitet worden ist und derzeit für den Druck vorbereitet wird.

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Aus aller Welt:

Unterwegs für blinde Menschen in Kamerun

Herr Paul Tezanou, von Kindheit an blind, ist Präsident des Blindenverbandes in Kamerun sowie Präsident der Afrikanischen Blindenunion, zudem pädagogischer Direktor der Blindenschule in Dschang. Er leitet auch das Gremium, das die afrikanische Dekade für behinderte Menschen koordiniert, die 2009 enden wird. Ende Januar 2008 war er zu Gast beim DBSV; Gelegenheit zu einem Interview für die "Gegenwart".


Was führte Sie nach Europa und was zum DBSV?

Paul Tezanou: Meine Schule wurde zu einer internationalen Ausstellung in die Niederlande eingeladen. Das war eine gute Möglichkeit, die Produkte, die in Dschang entstehen, vorzustellen: z.B. Körbe, Musikinstrumente, Armbänder und Bürsten.

Ich nutze gern die Gelegenheit, die Präsidentin des DBSV über die Fortschritte in Kamerun zu informieren und über die Bedürfnisse blinder Menschen zu sprechen.

Ich möchte auch erwähnen, dass ich vor mehr als 20 Jahren in der DDR  –  in Neukloster  –  eine Ausbildung im Bürstenmachen erhielt. Das war eine wichtige Grundlage für unsere praktische Arbeit an der Blindenschule. Wir waren damals in Afrika das einzige Land, in dem blinde Menschen Bürsten herstellen konnten.


Welche Probleme haben blinde Menschen heute in Kamerun und welche Wege gehen Sie, um diese zu lösen?

In den meisten französischsprachigen Ländern Afrikas haben blinde Menschen ähnliche Probleme. Wir sind aber glücklich darüber, dass wir keinen Krieg im Lande haben.

In Kamerun leben rund 150.000 blinde und etwa 450.000 sehbehinderte Menschen. Achtzig Prozent von ihnen wohnen fernab der großen Städte.

Für sie sind der fehlende Zugang zu Erziehung und Bildung, der Mangel an Arbeitsplätzen, die Armut sowie das Leiden an eigentlich heilbaren Augenerkrankungen die größten Probleme.

Die meisten Familien können sich nicht leisten, mehrere ihrer Kinder zur Schule zu schicken, denn für den Schulbesuch müssen sie bezahlen. Blinde Kinder haben deshalb meist das Nachsehen.


Was wird zur Verhütung von Blindheit getan?

Es gibt ein nationales Komitee zur Verhütung von Blindheit, aber das funktioniert nicht, weil es am Geld fehlt. Es fehlt an mobilen Hilfen, also an einer Versorgung der ländlichen Bevölkerung. Es gibt ein Projekt in Dschang, das erreichen will, Menschen zur augenmedizinischen Versorgung in die Städte zu fahren. Aber auch hier fehlt es am Geld.


Welches Konzept hat Ihre Schule hinsichtlich der Integration der Kinder in die Gesellschaft?

Unser Ziel ist es, blinde Kinder auf den Besuch einer Regelschule vorzubereiten. In den ersten Jahren lernen sie die dazu erforderlichen Techniken. Wanderlehrer unterstützen sie dann, wenn sie an den Regelschulen später integrativ beschult werden.


Welche beruflichen Möglichkeiten haben die Absolventen Ihrer Schule? Welche Ausbildungsrichtungen gibt es in Kamerun für blinde Menschen überhaupt?

Von der Regierung gibt es keine Mittel für die Ausbildung. Wir unterweisen unsere Schüler in der Herstellung von Körben, Stühlen, Bürsten, Trommeln und anderer Musikinstrumente. Ein wichtiger Bereich ist die Geflügelzucht, denn wir beliefern die Universität unserer Stadt, an der über 30.000 Studenten eingeschrieben sind, mit Geflügel und mit Eiern.

Wir vermitteln auch Kenntnisse in kaufmännischen Aktivitäten, vergeben kleine Darlehen, die es dem Einzelnen ermöglichen, eine eigene Existenz als Verkäufer aufzubauen.

Sehr erfolgreich läuft ein Landwirtschaftsprojekt, das wir mit Hilfe des DBSV vor nunmehr zehn Jahren begonnen haben. Inzwischen kommen Blinde auch aus anderen Ländern zu uns, um sich in landwirtschaftlichen Tätigkeiten ausbilden zu lassen.


Was kann der Blindenverband tun, um blinden Menschen zu helfen?

Unser Verband ist sehr arm. Wir sind zwar in zehn Regionen präsent, haben aber keine Büros oder Beratungsstellen. Wichtig sind unsere Existenzunterstützungsprogramme, die den Menschen zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit verhelfen sollen.

Ein wichtiges Projekt zielt darauf ab, in einem Dorf, in dem auch zahlreiche Blinde leben, die Trinkwasser- und die Stromversorgung zu sichern und durch den Verkauf von Strom und Wasser an den Staat  –  beides sehr wertvolle Güter  –  eine finanzielle Grundlage für Hilfsprojekte zu schaffen. Hierfür brauchen wir Unterstützung aus Europa.


Noch einmal zur Blindenschule. Wie ist die Ausstattung Ihrer Schule?

Das Hauptproblem ist, unseren 67 Schülern ausreichend Nahrung zur Verfügung zu stellen und für ihre medizinische Betreuung zu sorgen. Wir haben vier Perkins-Brailler sowie Punktschrifttafeln als wesentliche Hilfsmittel. An Computertechnik ist überhaupt nicht zu denken. Wir haben eine Musikgruppe, die ich selbst auf dem Akkordeon begleite.


Was sind die wichtigsten Aufgaben und Forderungen der Afrikanischen Blindenunion?

Von den 53 afrikanischen Ländern sind 52 mit ihren Blindenorganisationen in der Afrikanischen Blindenunion vertreten.

Zentrales Thema ist natürlich, dass blinde Menschen Ausbildung und Arbeit bekommen. Es geht auch darum, ihre Rechte zu stärken.

Dem DBSV danke ich sehr herzlich für die Möglichkeit, über die Situation blinder Menschen in Kamerun zu sprechen und darf meine Bitte wiederholen, uns nicht zu vergessen.

(Das Gespräch führte Dr. Thomas Nicolai; DAISY- und Kassetten-Version mit Originaltoneinblendungen.

 

Aus dem eisigen Tibet ins tropische Kerala

Gesucht werden Menschen, die "grenzenlos denken". Sabriye Tenberken baut im südindischen Kerala ein Zentrum auf, um Projektleiter für den weltweiten Einsatz auszubilden. Der Lehrbetrieb beginnt Anfang 2009.

"Ich möchte keine Ausnahme sein", sagt Sabriye Tenberken  –  und ist es doch. Sie möchte beweisen, dass alle etwas bewegen können. Dass blinde und sehbehinderte Menschen ihr Schicksal in die Hand nehmen und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen können. Mit 28 Jahren gründete sie in Tibet eine Schule für blinde Kinder. Zehn Jahre später kann diese Schule übergeben werden  –  an die ersten Schüler, die inzwischen selbst Verantwortung tragen können. Und für Sabriye Tenberken ist es an der Zeit, ein neues Projekt zu starten, "ein neues Feuer zu entfachen", wie sie sagt.

Vom eisigen Tibet geht es ins tropische Südindien, nach Kerala. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Paul Kronenberg baut Sabriye Tenberken ein Ausbildungszentrum auf: das "International Institute for Social Entrepreneurs" (IISE). Das Ziel ist, vor allem blinde und sehbehinderte Menschen, die sich weltweit in der Entwicklungshilfe, im Umweltschutz oder in sozialen Kontexten engagieren wollen, zu Projektleitern auszubilden. Ein Jahr lang werden die Kursteilnehmer in Management, Projektplanung, Computertechnik und Kommunikation unterrichtet. Dann sollen sie in der Lage sein, eigene Projekte zu initiieren und umzusetzen.

"Grenzenlos denken": Das ist die wichtigste Voraussetzung, die Sabriye Tenberken von den Teilnehmern erwartet  –  getreu dem Namen ihrer Organisation "Braille ohne Grenzen". "Wir wollen mit Menschen zusammenarbeiten, die ihren Kopf einsetzen, die etwas auf die Beine stellen wollen, die Visionen haben und auch das nötige Stehvermögen, um gegen Widerstände anzukämpfen." Weitere Voraussetzungen sind gute Englischkenntnisse, die Beherrschung der Punktschrift (englische Voll- und Kurzschrift), die Fähigkeit, allein zu reisen.

Kerala ist für Sabriye Tenberken der ideale Standort für das IISE. Es ist ein Staat mit hoher Bildung und sehr guter Gesundheitsversorgung. Und doch gibt es Bedarf an Entwicklungshilfe. An Möglichkeiten, die erworbenen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden, dürfte es also nicht mangeln  –  auch im Rahmen des im Lehrplan vorgesehenen, einmonatigen Praktikums in einem Entwicklungshilfeprojekt. Darüber hinaus sollen in Kerala eine Vorschule für blinde Kinder und eine Manufaktur zur Herstellung von Hilfsmitteln aufgebaut werden.

Der Lehrbetrieb des IISE beginnt Anfang 2009. Die Studienkosten für einen einjährigen Aufenthalt betragen 6.600 Euro einschließlich Unterbringung (Doppelzimmer), Verpflegung, Unterricht, Lehrmittel, Praktika und trainingsbezogenem Transport innerhalb Indiens. "Braille ohne Grenzen" wird im Eröffnungsjahr des IISE einige Ausbildungsstipendien zur Verfügung stellen.

Weitere Informationen sowie die Bewerbungsunterlagen finden Sie im Internet unter www.braillewithoutborders.org .

Irene Klein 

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Die "Gegenwart" darf man nicht versäumen, denn:
Die Zukunft beginnt mit der "Gegenwart".Titel 04 08 Punktschriftbücher - ihr Postversand muss auch künftig kostenfrei möglich sein

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